Uroonkologie

    Hinsichtlich der Diagnostik und Therapie uroonkologischer Tumoren legen wir die aktuellen deutschen S3-Leitlinien und die Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Urologie (EAU) zugrunde. Die Behandlung der Tumoren wird in den einmal wöchentlich stattfindenden Tumorkonferenzen, getrennt für Prostatakarzinome und die anderen urologischen Tumoren, interdisziplinär besprochen. Am Haus besteht eine urologische ASV (Ambulante spezialärztliche Versorgung) für Tumorpatientinnen und -patienten.

    Die medikamentöse Therapie der Tumoren mittels Chemo-, Immuntherapie oder Kombinationen erfolgt in Kooperation mit unseren Kolleginnen und Kollegen aus der Klinik für Internistische Onkologie. Die meisten Therapien können ambulant in der Tagesklinik durchgeführt werden.

    Operativ bieten wir die gesamte Bandbreite uroonkologischer Eingriffe an.

    Nierenkarzinom

    Nierenkarzinome werden in der Regel robotisch operiert und – wenn technisch machbar – organerhaltend. Aber auch die offen-chirurgische Therapie von Nierentumoren fällt in unser Repertoire.

    Nierenbecken- und Harnleiterkarzinome

    Nierenbecken- und Harnleiterkarzinome sind gleichen Ursprungs wie das Harnblasenkarzinom, treten allerdings viel seltener auf. Bei Tumoren im Frühstadium führen wir, falls möglich, organerhaltende endoskopische Eingriffe durch. Hier kommt vor allem der Laser zum Einsatz.

    Bei fortgeschrittenen Tumoren muss in aller Regel die betroffene Niere bzw. der Harnleiter entfernt werden. Auch hier bevorzugen wir die Roboter-assistierte minimal-invasive Technik.

    Harnblasenkarzinom

    70 % der Harnblasenkarzinome wachsen oberflächlich und werden endoskopisch durch die Harnröhre (transurethrale Resektion, TUR) ausgeschält. Das Erkennen dieser Tumore kann durch HEXVIX, ein Farbstoff, der vor dem Eingriff in die Blase gespritzt wird, erleichtert werden. Die Tumoren leuchten dann kräftig rosa.

    Muss bei einem muskelinvasiven Karzinom die Harnblase komplett entfernt werden, wird eine alternative Harnableitung benötigt. Das Angebot an Harnableitungen umfasst die Neoblase, den katheterisierbaren Pouch, das Ileum-Conduit sowie Harnleiter-Haut-Fisteln. Die Wahl wird angepasst an die individuelle Situation des Patienten und mit diesem festgelegt.

    Nicht bei allen Patientinnen und Patienten mit einem invasiven Harnblasenkarzinom ist die Operation die geeignete Behandlungsform. Manchmal kann eine Strahlentherapie, dann in der Regel in Kombination mit einer leichten Chemotherapie, erforderlich sein.

    Prostatakarzinom

    Signifikante Prostatakarzinome werden im organbegrenzten Stadium operiert oder bestrahlt. Die Empfehlung zur geeignetsten Therapie wird in unserer interdisziplinären Tumorkonferenz als Teil des zertifizierten Prostatakarzinomzentrums festgelegt.

    Wird die Entfernung der Prostata empfohlen, erfolgt dies regelhaft robotisch. Wenn seitens der Tumorlokalisation nichts dagegenspricht, wird potenzerhaltend operiert. Hierzu liefert das im Vorfeld, meist im Rahmen der Biopsie, erfolgte muliparametrische MRT der Prostata wichtige Informationen.

    Alternativ kann die Prostata bestrahlt werden. Die stereotaktische Strahlentherapie bietet eine effektive sowie präzise Behandlungsoption, da sie eine hohe Strahlendosis direkt auf den Tumor richtet, während das umliegende gesunde Gewebe geschont bleibt.

    Für die Behandlung des metastasierten Tumors bieten wir die gesamte Palette an medikamentösen Therapien an. Zur diffizileren Diagnostik steht die PSMA-PET-Diagnostik bei geeigneter Indikation zur Verfügung. Ebenso kann eine sog. PSMA-Lutetium-Therapie veranlasst werden – eine spezielle Form der nuklearmedizinischen Behandlung.

    Hodenkarzinom

    Beim Hodentumor wird in der Regel primär der betroffene Hoden entfernt. Bei kleinen Befunden, die ggf. auch gutartig sein können, wird zunächst organerhaltend operiert und eine Schnellschnitt-untersuchung veranlasst. Bestätigt sich ein gutartiger Tumor, kann der Rest des Hodens erhalten werden.

    Im metastasierten Stadium erfolgt bei Nichtseminomen und Seminomen, den beiden Hauptgruppen bösartiger Hodentumore, eine Chemotherapie. Eine Ausnahme stellt das Seminom mit Metastasen im hinteren Bauchraum mit einem Durchmesser von max. fünf Zentimetern dar. Hier spielt auch die fokussierte Bestrahlung eine Rolle.

    Bleiben beim Nichtseminom nach der Chemotherapie Restbefunde, müssen diese operativ entfernt werden. Bei geringem Ausmaß führen wir dies robotisch durch, ansonsten mittels offener Operation.

    Im Rahmen einer Hodentumorbehandlung kann eine Zeugungsunfähigkeit auftreten. Bei Patienten, die die Familienplanung noch nicht abgeschlossen haben, ist es sinnvoll, sich vor der Therapie mit einer Praxis für Reproduktionsmedizin (künstliche Befruchtung) in Verbindung zu setzen, um ggf. eine Spermaprobe einfrieren zu lassen.

    Hier kooperieren wir mit dem Zentrum für Reproduktionsmedizin Essen und Duisburg.

    Peniskarzinom

    Das Peniskarzinom ist ein sehr seltener bösartiger Tumor. Da die Prognose durch den Befall der Leistenlymphknoten bestimmt wird, sollte man den Primärbefund am Penis, wenn eben möglich, organerhaltend operieren. Es reicht, den Befund mit einem Sicherheitsabstand von ein bis zwei Millimetern im Gesunden zu entfernen. Auch sollten kosmetisch-rekonstruktive Maßnahmen zum Tragen kommen, um bspw. die Eichel zu rekonstruieren. Dies kann z.B. unter Verwendung von Mundschleimhaut erfolgen.

    Außer bei den ganz frühen Stadien bedarf es der Exploration der Leistenlymphknoten, um hier sicher eine Metastasierung auszuschließen. Sind diese befallen, müssen auch die Beckenlymphknoten entfernt werden, was robotisch umgesetzt wird.

    Ggf. ist bei primär vergrößerten und in der Bildgebung hochgradig Tumor-verdächtigen Lymphknoten auch eine Chemotherapie vor OP, eine sogenannte neoadjuvante Chemotherapie, sinnvoll. Eine solche kann auch je nach mikroskopischem Befund der entnommenen Lymphknoten anschließend sinnvoll sein (adjuvante Chemotherapie).

    KEM | Evang. Kliniken Essen-Mitte gGmbH | Henricistr. 92 | 45136 Essen | Zentrale: +49 201 174-0