Krankheitsbilder der Rheumatologie

    Arthritis (Gelenkentzündung)

    Arthritis ist eine entzündlich-rheumatische Erkrankung, bei der die Gelenke dauerhaft entzündet sind. Anders als bei der Arthrose ist nicht der Verschleiß, sondern die Entzündung selbst die Ursache für Gelenkschäden. Auslöser sind vielfältig: Fehlreaktionen des Immunsystems, erbliche Faktoren oder äußere Einflüsse wie Infektionen und Rauchen. Die chronische Entzündung kann neben Gelenken auch Organe und Gewebe betreffen und wird oft durch typische Blutwerte wie erhöhte Entzündungsmarker oder Autoantikörper sichtbar. Eine frühe Diagnose ist entscheidend, um Schäden zu verhindern und die Lebensqualität zu erhalten.

    Arthrose („Gelenkverschleiß“)

    Arthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die durch vorzeitigen oder übermäßigen Verschleiß entsteht. Ursachen sind oft Fehlbelastungen, Übergewicht oder Vorerkrankungen wie Osteoporose und Arthritis. Dabei nutzt sich der schützende Knorpel ab, was Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Gelenkverformungen zur Folge hat. Besonders häufig betroffen sind stark belastete Gelenke wie Knie, Hüften oder Wirbelsäule. Erste Anzeichen sind Steifigkeit nach Ruhephasen und belastungsabhängige Schmerzen. Wärme und gelenkschonende Bewegung können Beschwerden lindern, während Überlastung diese verstärkt. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie helfen, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.

    Chronische Polyarthritis (cP) / rheumatoide Arthritis (rA)

    Die chronische Polyarthritis, auch rheumatoide Arthritis genannt, ist die häufigste entzündlich-rheumatische Erkrankung. Sie verläuft meist in Schüben und betrifft symmetrisch vor allem Finger- und Handgelenke, später auch andere Gelenke. Typisch sind Schmerzen, Schwellungen, Überwärmung und eine ausgeprägte Morgensteifigkeit. Unbehandelt führt die dauerhafte Entzündung zu Knorpel- und Knochenschäden, Gelenkverformungen und Einschränkungen im Alltag. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Eine frühe Diagnose und Therapie sind entscheidend, um die Zerstörung der Gelenke zu verlangsamen, Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität langfristig zu erhalten.

    Morbus Bechterew und Spondyloarthritiden

    Morbus Bechterew, auch ankylosierende Spondylitis genannt, ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Wirbelsäule und Kreuzdarmbeingelenke. Typisch sind tiefsitzende Rückenschmerzen, die vor allem in Ruhe auftreten und sich durch Bewegung bessern. Mit fortschreitender Erkrankung kann es zu einer Versteifung und Krümmung der Wirbelsäule kommen. Männer sind deutlich häufiger betroffen, bei Frauen verläuft die Krankheit meist milder. Häufig liegt ein genetischer Zusammenhang (HLA-B27) vor. Begleiterkrankungen wie Augenentzündungen, Schuppenflechte oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen sind typisch. Regelmäßige Bewegung und Krankengymnastik sind entscheidend, um Beschwerden und Versteifung vorzubeugen.

    Kollagenosen

    Kollagenosen sind Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift. Dadurch entstehen Entzündungen, die Haut, Muskeln oder innere Organe betreffen können. Gelenkentzündungen treten zwar auf, stehen aber nicht im Vordergrund. Typisch ist der Nachweis antinukleärer Antikörper (ANA) im Blut. Die Krankheitsverläufe sind sehr unterschiedlich: Manche Betroffene haben nur leichte Beschwerden, andere entwickeln schwere Organschädigungen. Eine pauschale Prognose ist daher nicht möglich. Entscheidend sind eine frühe Diagnose und eine individuell angepasste Behandlung, um Symptome zu lindern, Organe zu schützen und die Lebensqualität zu erhalten.

    Systemischer Lupus erythematodes (SLE)

    Der systemische Lupus erythematodes (SLE), auch Schmetterlingsflechte genannt, ist die häufigste Kollagenose und gilt als „Chamäleon der Medizin“. Typisch ist ein rötlicher Hautausschlag im Gesicht, der sich schmetterlingsförmig über Nase und Wangen ausbreitet. Neben Gelenkentzündungen, die jedoch keine bleibenden Schäden verursachen, können Rippen- und Herzfellentzündungen auftreten. Die Symptome reichen von Müdigkeit, Fieber und Gewichtsverlust bis zu schweren Organentzündungen wie Lupusnephritis oder neurologischen Beschwerden. Für die Diagnose sind ANA und spezifische Autoantikörper entscheidend. Da viele Beschwerden unspezifisch sind, wird SLE oft spät erkannt und erfordert eine sorgfältige Abklärung.

    Sklerodermie

    Die Sklerodermie, auch systemische Sklerose genannt, ist eine seltene Autoimmunerkrankung aus der Gruppe der Kollagenosen. Sie führt zu einer zunehmenden Verhärtung von Haut und Bindegewebe durch übermäßige Kollagenbildung. Erste Anzeichen sind oft das Raynaud-Syndrom mit Durchblutungsstörungen an Fingern oder Zehen. Typisch sind Hautveränderungen wie straffe, glänzende oder maskenhafte Haut im Gesicht. Bei schwerem Verlauf können auch innere Organe wie Lunge, Herz, Nieren oder Verdauungstrakt betroffen sein. Der Krankheitsverlauf ist individuell sehr unterschiedlich. Eine frühe Diagnose und regelmäßige Kontrollen sind entscheidend, um Folgeschäden zu vermeiden.

    Polymyositis und Dermatomyositis

    Myositiden sind seltene Autoimmunerkrankungen, die durch chronische Entzündungen der Muskulatur gekennzeichnet sind. Die wichtigsten Formen sind Polymyositis und Dermatomyositis. Typisch ist eine zunehmende Muskelschwäche in Schultern, Oberschenkeln und Nacken, wodurch einfache Tätigkeiten wie Treppensteigen oder Armeheben erschwert werden. Bei Dermatomyositis treten zusätzlich charakteristische Hautveränderungen wie rötlich-livide Ausschläge oder Gottron-Papeln an den Fingergelenken auf. In schweren Fällen können auch Herz, Lunge oder Schluckmuskeln betroffen sein. Die Diagnose erfolgt über Laborwerte, Bildgebung und Biopsien. Eine frühe Therapie verbessert den Verlauf und verhindert bleibende Schäden.

    Sjögren Syndrom

    Das Sjögren-Syndrom ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung aus der Gruppe der Kollagenosen. Typisch sind trockene Augen und Mund, verursacht durch eine Entzündung und Zerstörung der Tränen- und Speicheldrüsen. Neben Schleimhautproblemen können auch Gelenk- und Muskelschmerzen, Müdigkeit sowie in schweren Fällen innere Organe wie Lunge, Nieren oder Nervensystem betroffen sein. Frauen mittleren Alters erkranken besonders häufig. Für die Diagnose sind spezifische Autoantikörper (SS-A, SS-B) und gegebenenfalls eine Gewebeprobe wichtig. Da die Symptome unspezifisch sind, wird die Erkrankung oft spät erkannt. Eine frühzeitige Behandlung verbessert die Lebensqualität.

    Polymyalgia rheumatica

    Die Polymyalgia rheumatica ist eine entzündlich-rheumatische Erkrankung, die fast ausschließlich ältere Menschen betrifft. Sie äußert sich durch starke Schmerzen und Steifigkeit in Schulter- und Hüftregion, oft verbunden mit Muskelschwäche. Typisch sind auch allgemeine Beschwerden wie Müdigkeit, leichtes Fieber oder Gewichtsverlust. Im Blut finden sich deutliche Entzündungszeichen (erhöhte BSG, CRP), jedoch keine spezifischen Autoantikörper. Unbehandelt kann es zu Gefäßentzündungen mit schweren Folgen kommen. Die Standardtherapie besteht in einer Cortisonbehandlung, deren Dosis langsam reduziert wird. Neue Medikamente können helfen, Nebenwirkungen zu vermeiden und den Verlauf günstig zu beeinflussen.

    Psoriasisarthritis

    Die Psoriasis-Arthritis (PsA) ist eine chronisch-entzündliche Gelenkerkrankung, die bei Patient:innen mit Schuppenflechte der Haut oder Nägel auftritt. Sie kann kleine und große Gelenke sowie die Wirbelsäule betreffen und führt zu Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen. Typisch sind Daktylitis („Wurstfinger“) und Entzündungen an Sehnenansätzen (Enthesitis). Häufig gehen Haut- und Nagelveränderungen den Gelenkbeschwerden voraus. Der Verlauf ist sehr variabel – von mild bis schwer fortschreitend mit Gelenkzerstörung. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie mit NSAR, DMARDs oder Biologika sind entscheidend, um Schäden zu verhindern und die Lebensqualität zu erhalten.

    Vaskulitiden

    Vaskulitiden sind eine Gruppe entzündlicher Autoimmunerkrankungen, die Blutgefäße unterschiedlicher Größe betreffen können – von großen Arterien bis zu kleinsten Kapillaren. Die Entzündung führt zu Durchblutungsstörungen, Gewebeschäden und vielfältigen Symptomen wie Fieber, Müdigkeit, Muskelschmerzen oder Organbeteiligungen. Typische Formen sind die Riesenzellarteriitis, Takayasu-Arteriitis, Polyarteriitis nodosa und ANCA-assoziierte Vaskulitiden wie GPA, mPAN oder EGPA. Antikörpernachweise und Biopsien sind für die Diagnose wichtig. Unbehandelt können Vaskulitiden lebensbedrohlich werden. Eine frühzeitige Therapie mit Immunsuppressiva ist entscheidend, um Organschäden vorzubeugen und die Lebensqualität zu sichern.

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