Folgende Informationen gelten sowohl für Patientinnen, die von Eierstockkrebs als auch für diejenigen, die von Eileiter- oder Bauchfellkrebs betroffen sind. Denn die Behandlungsprinzipien unterscheiden sich nicht. Eierstockkrebs ist in Deutschland der fünfthäufigste Krebs, nach Brust-, Darm-, Lungen- und Gebärmutterkrebs. Pro Jahr gibt es ca. 8.000 Neuerkrankungen – das bedeutet: das Lebenszeitrisiko an Eierstockkrebs zu erkranken beträgt 1,5%, bzw. eine von 68 Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens. Dies ermittelte das Robert-Koch-Institut und die Gesellschaft für epidemiologische Krebsregister in Deutschland e.V.
Bei dieser Erkrankung gibt es keine typischen Frühsymptome. Die Symptome sind eher uncharakteristisch und können auch häufig bei anderen Erkrankungen auftreten. Hierzu zählen Verdauungsbeschwerden, Stuhlgangs-Unregelmäßigkeiten, Unterbauchschmerzen, unklare Gewichtsabnahme, Zunahme des Bauchumfangs und Leistungsschwäche.
Durch eine Ultraschalluntersuchung durch die Scheide können Veränderungen an den Eierstöcken erkannt werden. Aber auch mit dieser Untersuchung können frühe Veränderungen oder sehr kleine Tumore nicht immer sicher erkannt werden. Wenn beim Frauenarzt eine Auffälligkeit festgestellt wird, sind ggf. weitergehende Untersuchungen notwendig.
Was ist Krebs?
Krebs ist ein Sammelbegriff für alle Neubildungen im Körper, die sich schneller als normale Zellen teilen und sich ungebremst vermehren. Krebszellen beachten keine Gewebsgrenzen, sondern können auch angrenzende Organe befallen, das heißt sie haben die Fähigkeit Tochtergeschwülste (lat.: Metastasen) zu bilden.
Wie entsteht Eierstockkrebs?
Eierstockkrebs entsteht durch unkontrolliertes Zellwachstum. Vorstufen im klassischen Sinn gibt es beim Ovarialkarzinom nicht. Nach neuestem Verständnis der Entstehung unterscheiden sich die verschiedenen histologischen Typen von Eierstockkrebs in ihrem Entstehungsmechanismus: Die größte Gruppe der Eierstockkrebserkrankungen machen die sog. epithelialen, serösen Tumoren aus. Es existiert das sog. „two pathway“ Model, welches die Entstehung dieser Tumoren erklären soll: Dabei werden „low grade“ Tumore von „high grade“ Tumore unterschieden, wobei letztere weit häufiger auftreten. Beim low-grade serösen Ovarialkarzinom geht man von einer schrittweisen Entwicklung über einen Borderlinetumor zum invasiven Karzinom (Eierstockkrebs) aus.
Bei dem häufigsten histologischen Typ, dem sog. „high- grade serösen“ Eierstockkrebs geht man davon aus, dass diese zumeist im Eileiter entstehen. Hier wurden Veränderungen entdeckt, die man STIC (serous tubal intraepithelial carcinoma) nennt. Das STIC ist keine klassische Vorstufe, da es selbst bereits metastasieren kann und zu einem fortgeschrittenen Krebs des Bauchfells führen kann, sogar auch ohne Befall der Eierstöcke selbst. Daher erfordert auch ein STIC eine entsprechende Therapie, die im Einzelfall in Ruhe mit Ihnen ausführlich diskutiert wird.
Gibt es Risikofaktoren?
- Alter: einer der wichtigsten Risikofaktoren! Je älter eine Frau wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Eierstockkrebs-Erkrankung. Das mittlere Erkrankungsalter in Deutschland liegt bei 68 Jahren. Dies ermittelte das Robert-Koch-Institut und die Gesellschaft für epidemiologische Krebsregister in Deutschland e.V.)
- Körpergewicht: Übergewichtige Frauen erkranken häufiger.
- Hormonelle Faktoren: Frauen, die keine Kinder bekommen, lange menstruiert haben (frühe erste und späte letzte Menstruation) oder eine Hormonersatztherapie zur Behandlung der Wechseljahre einnehmen, erkranken häufiger.
- Endometriose – inzwischen ein anerkannter Risikofaktor (siehe gutartige Erkrankungen).
- Andere Tumorerkrankungen: Brust-, aber auch Gebärmutterschleimhaut- und Darmkrebs erhöhen das Risiko einer Erkrankung der Eierstöcke.
- Familienanamnese: Ca. 25% an Eierstockkrebs erkrankter Frauen sind erblich vorbelastet (siehe Genetiksprechstunde).
Früherkennung
Leider gibt es weltweit noch keine Früherkennungsuntersuchungen, deshalb ist es besonders wichtig, dass Sie selbst auf die Veränderungen Ihres Körpers achten. Zu Beginn der Erkrankung spürt man meist nur leichte Beschwerden wie
- Unterbauchschmerzen,
- Blähbauch,
- Völlegefühl,
- Druck auf der Harnblase mit Zunahme von Harndrang,
- Schmerzen beim Urinieren,
- Rückenschmerzen,
- Blutungen,
Treten Beschwerden täglich über mehrere Wochen auf, sollten Sie einen Gynäkologen aufsuchen – denn je früher ein Tumor behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Oft treten erst im fortgeschrittenen Stadium stärkere Beschwerden auf. Grund dafür: die Eierstöcke hängen frei im Bauchraum, so können sich Zellen im Bereich des Bauchfells ungehindert ausbreiten. Erst wenn der Tumor auf andere Organe übergreift oder zur Bildung von Bauchwasser führt, kommt es zu Beschwerden, z.B. Gewichtszunahme, Bauchumfangzunahme.
Diagnose
Bei einem erneuten Auftreten der Erkrankung kann eine erneute Operation sinnvoll sein. Allerdings hat die Patientin nur dann einen Vorteil durch diese Operation, wenn es gelingt, den Tumor komplett zu entfernen. Die Überprüfung, ob eine Operation sinnvoll ist, kann nur in sehr erfahrenen Zentren erfolgen. Neben der Operation stehen verschiedene weitere medikamentöse Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, um die Erkrankung lange Zeit zu kontrollieren. Für die Wahl der bestmöglichen Therapie sollte eine persönliche Vorstellung bei einem hierfür spezialisierten Arzt erfolgen. Abgesehen von einer Operation ist die chemotherapeutische Behandlung bei Wiederauftreten der Erkrankung in der Regel indiziert.
Ob eine Behandlung startet, obwohl Sie keine Beschwerden haben, besprechen wir individuell und ausführlich mit Ihnen. Eine wichtige neue Behandlungsmöglichkeit für viele Patientinnen in der Rezidivsituation ist neben der Option einer antiangiogenen Therapie der Einsatz eines PARP-Inhibitors. Diese Medikamente blockieren DNA-Reparaturmechanismen im Tumorgewebe und verhindern damit das Tumorwachstum. Hierbei handelt es sich um Kapseln oder Tabletten, die jeden Tag eingenommen werden. Zu Beginn ist eine regelmäßige Kontrolle der Blutwerte ratsam. Wichtig für die Beratung welche Therapie die für Sie besten ist, ist auch die Kenntnis über den BRCA-Status. Hier kann sowohl eine Tumor- als auch eine Bluttestung erfolgen (s. Genetik-Sprechstunde). Falls von Ihnen gewünscht, informieren wir Sie dann über weitere Aspekte einer möglicherweise gegebenen Vererbbarkeit Ihrer Erkrankung. In der Rezidivsituation kommen viele unterschiedliche Medikamente in Frage. Das Behandlungskonzept entsteht in Abhängigkeit von den Vortherapien (Operationen, erfolgte Chemo- und Antikörpertherapien, eventuell noch bestehenden Nebenwirkungen dieser Therapien), Ihren aktuellen Beschwerden und dem Nebenwirkungsprofil der zu Verfügung stehenden Medikamente.