Aderlass

    Unter einem Aderlass versteht man eine venöse Blutentnahme. Dieser gewollte „Blutverlust“ verbessert die Fließeigenschaften (Rheologie) und die Sauerstoffaufnahme des Blutes.

    Geschichte der Aderlasstherapie

    Der Aderlass ist das klassische „blutentziehende Verfahren“ und gehört zum uralten Therapiegut sämtlicher Kulturen. Über Heilerfolge der Aderlasstherapie wurde schon in der frühen indischen Medizin (3.000-1.000 v. Chr.) berichtet. Westliche Mediziner wie HIPPOKRATES (Humoralpathologie), GALEN und der große Humoralmediziner HUFELAND haben diese Therapieform auch bei uns in Europa zu einem festen Bestandteil damaligen ärztlichen Handelns gemacht. Er wurde früher oft mit falscher Indikationsstellung angewandt und geriet längere Zeit fast völlig in Vergessenheit. Heute wird er wieder zur Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes angewandt. Sonderformen sind die lokalen Aderlässe z.B. an großen Krampfadern oder der „Japanische Mikroaderlass“ an Besenreiservarizen.

    Bei einem Aderlass wird Venenblut mit einer Kanüle (in der Regel zwischen 50 ml bis 300 ml) abgenommen. Die jeweils entnommene Menge des Aderlasses richtet sich nach der Konstitution der Patientinnen und Patienten und es ist möglich, dass ein kleiner Aderlass mehrmals wiederholt wird. Ziel dieser Behandlung ist aus naturheilkundlicher Sichtweise u. a. eine Reinigung sowie die Förderung einer Entlastung des Blutes. Durch den Aderlass kommt es in den Gefäßen zu einem Flüssigkeitsverlust, durch das unmittelbar nachströmende Blut wird dieser jedoch ausgeglichen. Es geht somit primär um die Verringerung des Blutvolumens, um die Fließgeschwindigkeit in den entsprechenden Organregionen anzuregen. Der Körper wird angehalten den „Blutverlust“ auszugleichen, er bildet also neue Blutzellen. Diese verbessern den Sauerstofftransport und verbessern die Immunabwehr.

    Bei welchen Erkrankungen ist ein Aderlass sinnvoll?

    • Einige Kreislaufkrankheiten, vor allem Bluthochdruck (Arterielle Hypertonie)
    • Krankheiten, die mit einem Hämatokrit (Hkt) über 40 Vol. % (Hb über 14,5mg%) einhergehen, u.a. Polyglobulie und Polyzythämia vera
    • Erkrankungen des Stoffwechsels (Adipositas, Gicht und Hyperurikämie, Diabetes mellitus, Hyperlipidämie, Porphyrie, Hämochromatose), einige Herz- und
      Lungenerkrankungen, zerebrale Durchblutungsstörungen
    • Erkrankungen mit venöser Stase, besonders der gesamte variköse Symptomenkomplex. Hier wird vor allem der lokale Aderlass durchgeführt.

    Wann sollte ein Aderlass nicht durchgeführt werden?

    Bei Blutarmut (Anämie), Dehydratation, akutem Durchfall (Diarrhoe), krankhaft niedrigem Blutdruck (Hypotonie), bei Kindern und sehr alten Patientinnen und Patienten, allgemeiner Körperschwäche,
    Marasmus, konsumierenden Erkrankungen, bei „Leere-Konstitutionen“ nur in Ausnahmefällen.

    Ist ein Aderlass gefährlich, gibt es Nebenwirkungen?

    Bei sachgerechter Anwendung und nach vorheriger gründlicher Anamnese und Untersuchung, einschließlich Laborwerten (Minimum: Blutbild, Gesamteiweiß) ist der Aderlass eine sichere und risikoarme Behandlungsform. Trotzdem können z.B. Kreislaufstörungen auftreten. Die Aderlass-Menge orientiert sich an Alter, Konstitution und dem Hämatokrit der Patientin, bzw. des Patienten.

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