Therapie von Eierstockkrebs – Neue Erkenntnisse

Amerikanische Krebsgesellschaft bewertet Studien der Experten von den Kliniken Essen-Mitte als die wichtigsten des Jahres im Bereich der gynäkologischen Onkologie. Weltweit dürfen Frauen verbesserte Therapien erwarten

Kürzere OP-Zeiten, weniger Nebenwirkungen und insgesamt eine bessere Behandlung: So profitieren Frauen mit Eierstockkrebs von den Studien, die in der Klinik für Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie am prosper-Netzkrankenhaus, den Kliniken Essen-Mitte, durchgeführt wurden. Professor Dr. Dr. h.c. Andreas du Bois und Priv.-Doz. Dr. Philipp Harter präsentierten die Ergebnisse von zwei internationalen Studien der Arbeitsgemeinschaft für gynäkologische Onkologie (AGO) auf dem internationalen Krebskongress (ASCO) in Chicago. Mehr als 50.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der ganzen Welt kamen zusammen und diskutierten über die neusten Ergebnisse der Krebsforschung. Die Amerikanische Krebsgesellschaft bewertete die von den Experten der Kliniken-Essen-Mitte vorgestellten Studien als die weltweit wichtigsten Studien im Bereich der gynäkologischen Onkologie in diesem Jahr. Der unmittelbare Einfluss auf die Behandlung der Patientinnen ist enorm.

Studie 1: Bei der Erstoperation weniger radikal operieren und damit OP-Zeiten verkürzen und Komplikationen vermeiden

Welche Rolle spielt die Lymphknotenentfernung bei Patientinnen mit erstmaligem Auftreten von fortgeschrittenem Eierstockkrebs? Um diese Frage ging es bei der von Dr. Harter vorgestellten AGO-OVAR LION Studie. Bisher war die Entnahme von Lymphknoten entlang der großen Gefäße im Becken und der Bauchschlagader bei allen Patientinnen, bei denen sämtliche Tumore im Bauch entfernt werden konnten, häufig fester Bestandteil der Operation. Dies sorgt allerdings auch immer für längere OP-Zeiten und kann für Komplikationen sorgen. Die Studie ergab nun, dass die systematische Entfernung der Lymphknoten die Prognose nicht verbessert. Dr. Harter: „Künftig entfernen wir keine Lymphknoten mehr, die weder sichtbar noch fühlbar von Tochtergeschwülsten befallen sind. Das gilt für Patientinnen mit fortgeschrittenem Eierstock- sowie Eileiter- und Bauchfellkrebs.“ Dadurch verkürze sich nicht nur die Operationszeit, sondern auch Nebenwirkungen wie Infektionen oder Lymphzysten seien seltener zu erwarten.

Studie 2: Eine erneute Operation für mehr Effekt

Sollte eine erneute Operation beim ersten Wiederauftreten einer Eierstockkrebserkrankung angeboten werden? Mit dieser Frage beschäftigte sich Prof. du Bois innerhalb der AGO-OVAR DESKTOP III- Studie und stellte bemerkenswerte Ergebnisse vor. „Es zeigte sich“, so Professor du Bois, „dass für Patientinnen, bei denen in der ersten Operation der Tumor komplett entfernt wurde und die erste Chemotherapie länger als sechs Monate zurücklag, eine erneute Operation zusätzlich zu einer Chemotherapie sinnvoll sein kann.“ Auch dies gelte ebenfalls für Patientinnen mit Eileiter- und Bauchfellkrebs. Zwar warte man noch auf die endgültigen Ergebnisse, aber anhand der bisherigen Daten könne davon ausgegangen werden, dass die Operation einen wesentlich größeren Effekt hat, als alle in diesem Bereich etablierten Chemotherapien.

Verbesserte Therapien für Frauen mit Krebs

Professor du Bois resümiert: „Die Ergebnisse dieser beiden Studien werden die Behandlung vieler Frauen mit Eierstockkrebs weltweit, aber auch gerade bei uns in Deutschland deutlich verbessern. Erneut zeigt sich, dass Patientinnen, die an klinischen Studien teilnehmen, direkt im Rahmen ihrer Therapie etwas davon haben. Gerade an Studienzentren wie der Klinik für Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie an den Kliniken Essen-Mitte profitieren Patientinnen schon viele Jahre von innovativen Therapien, bevor sie routinemäßige eingeführt sind.“ Bei allen Patientinnen, die sich bereit erklären, an klinischen Studien teilzunehmen, bedankt sich Professor du Bois im Namen des gesamten Teams.

 

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